Grünfink und Kleiber am Futterhaus

Verwöhnte Vögel

Werden Singvögel träge, wenn Menschen sie füttern? Haben sie dann keine Lust mehr, selbst in der Natur auf Futtersuche zu gehen? Werden ans Futterhaus gewöhnte Vögel quasi zur Coachpotato?


Tischlein, deck dich!

Ob Vögel nicht abhängig vom Futterhaus werden, wird oft gefragt. Eindeutige Antwort: Nein, man kann Singvögel im Garten nicht verzärteln. Wildvögel bleiben Wildvögel. Sie lieben es, in der feuchten Morgenerde den frühen Wurm zu packen oder in einer Wildkräuterpracht die leckersten Samen zu picken. Unsere Grünfinkenfamilie z.B. haben wir fast nie im Futterhaus gesehen, aber wochenlang zwischen den lilablauen Blüten, gurkenfrischen Samen und haarigen Blättern des Borretsch.

Amsel und Drossel verschmähen den trockenen Mehlwurm, wenn sie stattdessen auf der Wiese erlauschen können, wo sich grad ein Regenwurm durch die Erde windet. Und sind zur Stelle, wenn der Regenwurm ins Freie drängt. Wenn es denn genügend Würmer gibt!

Erntezeit!

Im Spätsommer, wenn Amsel, Drossel, Fink und Star mit Glück mehrere Bruten durchgebracht haben, wenn die Jungvögel flügge geworden sind und sich aufmachen, die Welt zu erkunden, dann gibt es so viele Vögel wie sonst nie im Jahr. Trotzdem ist es an der Futterstelle so ruhig wie sonst nie im Jahr. Warum ist das so?

Weil die Natur dann ihren Tisch einigermaßen reich gedeckt hat! Wenn sie die Wahl hat, fliegt die Meise lieber direkt die Sonnenblume an, statt ihre Kerne im Futterspender zu finden. Ihr seht: Vögel neigen nicht zur Coachpotato.

Der Umkehrschluss allerdings ist traurig genug: Reger Betrieb am Futterhaus ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Singvögel in der Natur nicht genügend finden.

Fotos: Grünfink, Kleiber und Spatzen in unserem Garten. (c) Grünschnabel



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