Star nach dem Baden im glänzenden Gefieder

Unser Star des Frühlings

Die Stare sind zurück! Zurück aus dem Winterquartier und nach jahrelanger Abstinenz zurück in unserem Garten. Herrlich! Wie konnte man nur jahrzehntelang diese grazilen Singvögel im purpurmetallisch glänzenden Gefieder mit Dynamit in die Luft jagen? Heute hat der Star mit ganz anderen Gefahren zu kämpfen …


Im Schutz des Schwarms

Star in Gefahr? Dabei hat der Star das Prinzip Schutz durch Gemeinschaft perfektioniert: Im Herbst ist es ein Naturspektakel, wenn sich immer mehr Familientrupps zusammenschließen und schließlich ein riesiger Starenschwarm als dichte Wolke aufsteigt, in der sich Hunderte von Vögeln auf zauberhafte Weise in atemberaubenden Flugmanövern synchronisieren.

Eine Wolke aus tausenden Staren
Eine Wolke aus hunderten Staren

Frühe Boten des Frühlings

Ende Februar, Anfang März sind es dann die Stare, die mit Kranichen und Singdrosseln als erste Rückkehrer aus dem Süden den Frühling verkünden. Als die Stare bei uns das Futterhaus entdeckten, sorgten sie anfangs für große Verwunderung bei unseren Spatzen, die plötzlich lernen mussten, ihr Futter zu teilen. Nach einigen Tagen haben sich die Haussperlinge an die großen, schillernden Stare gewöhnt und alle futtern nun in Eintracht nebeneinander her.

Hier spielt ein Futterhaus mit großer Grundfläche seine Stärke aus: Mehrere Vögel verschiedener Arten kommen gleichzeitig zu Tisch (im Film: Star, Spatz und Kohlmeise). Generell mögen Wildvögel kein Gedränge. Wenn es voll bei dir wird oder kleine Vögel sich nicht mehr rantrauen, richte lieber eine Futterstelle mehr ein.

Exkurs: Stare vom Futterhaus vertreiben?

Als wir beschlossen, dem Star unseren nächsten Blogartikel zu widmen, schauten wir uns ein bisschen im Netz um, was die Leute wohl interessiert. Suchen sie ein Vogelporträt mit beeindruckenden Fotos? Oder einen Ratgeber, wie Stare im Garten ein Zuhause finden? Möchten sie erfahren, warum der einstige Allerweltsvogel auf der Roten Liste bedrohter Tierarten steht? Es ist leider etwas anderes. Ein häufiges Anliegen, mit denen sich Menschen zum Thema Star ins Internet begeben: Wie vertreibe ich die Stare vom Futterhaus? 

Nun möchten wir uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wir erfreuen uns bisher an Staren in einstelliger Zahl. Und so können wir noch nicht sagen, ob sich auch für uns das Starenaufkommen im Garten nach Invasion anfühlen könnte. Aber wir möchten doch zwei Gründe anführen, warum wir so begeistert von unseren Staren sind und warum wir davon abraten, Futterhäuser starensicher zu machen:

1. Stare brauchen dringend Schutz!

Bis in die 1980er-Jahre wurden Stare auch in Deutschland gefangen, vergiftet und ihre Schlafplätze mit Dynamit in die Luft gejagt. Dabei wurde der Star lange als effektiver Schädlingsvertilger in der Landwirtschaft geschätzt. Als chemische Pflanzenschutzmittel die Insektenbekämpfung übernahmen, sahen Winzer und Obstbauer im Star alsbald nur noch einen verhassten Konkurrenten, der sich ihre Früchte und Beeren einverleibt.

In Südeuropa wird noch immer Jagd auf den Star gemacht. In Mitteleuropa wird er geschützt, die Gefahren sind aber nicht kleiner geworden: Es mangelt ihm an Brutplätzen und Nahrung.

Die Folgen für den Star sind dramatisch: Er wird in der Roten Liste der Star als „gefährdet“ gelistet. Dabei gehört der Star doch zu den häufigsten Vögeln der Welt. Wie kann das sein?

Es liegt am Bestandseinbruch, der beim Star erschreckende Ausmaße einnimmt: In den 12 Jahren von 1998 bis 2009 gingen in Deutschland 2,6 Mio. Starenbrutpaare verloren.

42 Prozent weniger Brutpaare beim Star in Deutschland
Eigene Darstellung. Quelle: Nationaler Bericht Deutschlands 2013 nach Art. 12 der Vogelschutzrichtlinie, verfügbar unter: https:www.bfn.de/0316_vsbericht2013.html

Es sind die Vögel der Agrarlandschaft – neben dem Star die Feldlerche, der Feldsperling und die Goldammer –, die zu den größten Verlierern in der Bestandsentwicklung gehören. Die Gefährdung der Stare spitzte sich so rasch zu, dass er die Vorwarnstufe ganz übersprungen hat.

Welche Faktoren bei dieser Misere wie genau zusammenspielen, ist nicht genügend erforscht. Die Hauptursache aber ist klar: Immer mehr artenreiche Wiesen und Weiden gingen zulasten der intensiven Landwirtschaft verloren und damit auch die Masse der für die Vögel als Nahrungsquelle unerlässlichen Insekten.

Die Stare in unserem Garten haben gute Bedingungen. Sie finden zuverlässig befüllte Futterhäuser in einem naturnahen Garten vor sowie gleich nebenan zwei Weiden, auf der Angusrinder und Schafe ihren wertvollen Dung hinterlassen – Lebensgrundlage vieler Insekten. All dies ist leider selten geworden, seit immer mehr Gärten versteinert, Grünland umgebrochen und Weidetiere eingestallt werden.

Versteinert: Kein Wurm, keine Beere, kein einziger Halm für den Nestbau. Stattdessen Buchsbaum aus Plastik.

2. Haben kleine, niedliche Vögel mehr Recht auf Vogelfütterung?

Es ist natürlich sinnvoll, aufzupassen, dass kleine Vögel an Futterstellen nicht verdrängt werden. Meisenknödelhalter mit Schutzkäfig etwa verschaffen kleineren Vögeln einen eigenen Futterplatz, an dem sie in Ruhe lospicken können.

Nachdenklich macht uns aber, wenn in der Beliebtheitsskala kleine bunte Vögel ganz vorne liegen und größere dunkle Vögel weit hinten. Klein oder groß, bunt oder schwarz, niedlich oder robust – all dies sagt nichts darüber aus, welche Singvögel wie schützenswert sind und wie sehr ihnen die Fütterung mit hochwertigem Vogelfutter helfen kann.

Und übrigens: Von Weitem sehen Stare vielleicht aus wie schwarze Vögel. Schnappt euch mal ein Fernglas oder eine Kamera mit Zoom und bewundert das gesprenkelte, metallisch schillernde Prachtkleid des Stares, ein echter Hingucker!

Star pflegt sein Gefieder
Stare lieben es, an der Badestelle ausgiebig ihr Gefieder zu reinigen

Stare sind gefährdet und sie kommen – anders als die bedrohten Feldbrüter Feldlerche und Kiebitz – ans Futterhaus. Ausgerechnet diese bedrohte Tierart sollte man nicht links liegen lassen! Gerade während der anstrengenden Aufzucht der Jungen ist die Fütterung den bedrohten Staren eine große Hilfe.

Wie geht das konkret? Der Star in unserem kleinen Video stärkt sich an unserem Bio-Fettfutter. Als Weichfutterfresser profitieren die Stare, wie zum Beispiel auch die Amseln, davon, dass unser Fettfutter in Sonnenblumenöl getränkte Haferflocken, geschälte Sonnenblumenkerne und Rosinen enthält.

Wer sich sorgt, dass zu viele Stare am Futterhaus alle anderen vertreiben, kann sich sicher sein: Nach der energieintensiven Brutzeit ist der Andrang der Stare vorbei.   

Wie schütze ich meinen Kirschbaum vor Staren?

Bei aller Liebe zu den Staren: Wir verstehen die Enttäuschung, wenn sich ein Starenschwarm die ganze Kirschenernte einverleibt und es nichts wird aus leckeren Kirschtorten und süßen Marmeladen, die eigentlich schon fest eingeplant waren.

Um die Stare an der Ernte zu hindern, sind Plastiknetze, die um die Bäume gespannt werden, eine weitverbreitete Methode. In den Maschen der Netze können sich die Vögel jedoch verfangen und schwer verletzen, wenn sie sich wieder zu befreien versuchen. Auch erscheint uns der Anblick eines Plastiknetzes in einem schönen Garten recht fragwürdig.

Wir haben da einen anderen Vorschlag, völlig plastikfrei und ohne Gefahren für die Vögel: Hängt einfach einen Starenkasten in euren Kirschbaum hinein. Achtet auf die Ausrichtung nach Süd-Ost und möglichst freien Anflug, damit der Kasten auch bezogen wird. Das im Kirschbaum lebende Starenpaar gibt dann alles, um „seinen“ Baum zu verteidigen und die Starenschwärme zu vertreiben. Natürlich kostet diese Art der Abwehr auch einige Kirschen – aber welcher Hobbygärtner pflückt schon die Kirschen aus den obersten Bereichen der Baumkrone?


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